1548 - Orbit im Nichts by Kurt Mahr
Autor:Kurt Mahr [Mahr, Kurt]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Die Linguiden, Perry Rhodan, Science Fiction
Herausgeber: Pabel-Moewig Verlag GmbH
veröffentlicht: 1991-04-01T01:00:00+00:00
5.
Njels Bohannons Anwesen lag am nördlichen Stadtrand, den Nemegt-Bergen zu. Es gab hier ein paar verträumte Straßen, die sich kurvenreich und baumbestanden zwischen den Hügeln hindurchwanden. Die Frische des Spätherbsts lag in der Luft. Die Laubbäume hatten ihre Blätter bereits abgeschüttelt.
Eine Atmosphäre des Friedens beherrschte die Szene. Man mußte sich umdrehen und in Richtung der mächtigen Skyline von Terrania blicken, um sich zu erinnern, daß in weniger als 20 km Entfernung der Herzschlag der wichtigsten Stadt Terras pulsierte. „Hier wohnen keine armen Leute", sagte Derivoor Ken mißmutig. Er schien Njels Bohannon die Wohlhabenheit zu neiden, obwohl ihr inzwischen von Gerichts wegen ein Ende bereitet worden war.
An der Straße, über die der Spezialgleiter dahintrieb, lagen große Grundstücke, keines unter einem halben Hektar. Wer hier gebaut hatte, dem war daran gelegen, daß sein Wohn- und Privatbereich von der Straße aus nicht eingesehen werden konnte. Hohe Bäume verdeckten die Sicht. Hier und da sah man auch die dunkle Wand eines Polarisationsschirms, der die Blicke Neugieriger blockierte. Njels Bohannons Haus befand sich am Ende der Straße, am Fuß eines sanften, mit Wald bestandenen Hügels. Die Straße führte noch ein paar Dutzend Meter den Hang hinauf und endete dann. Bohannons Grundstück war von einer dichten, hohen Hecke aus kältebeständigem Bambus umgeben. Die Einfahrt war nur um ein paar Zentimeter breiter als ein herkömliches Gleiterchassis. Wer mit einem größeren Fahrzeug kam, dem blieb nichts anderes übrig, als über die Hecke hinwegzusetzen.
Myles Kantor hatte sich auf der Fahrt mit der Justizbehörde in Verbindung gesetzt und erklärt, er wolle sich aus Bohannons Haus den Nachlaß abholen, den der Verbannte ihm vermacht hatte. Das Justizamt erhob keine Bedenken. Es sei jedoch wichtig, wurde Myles erklärt, daß er sich dem Pförtnerservo gegenüber identifizieren könne.
Der Gleiter landete vor dem Haupteingang. Auf dem Kantormobil schwebte Myles in Richtung der schweren, doppelflügeligen Tür. Eine nicht besonders freundlich klingende Stimme begann zu sprechen. „Njels Bohannon ist zur Zeit nicht anwesend. Man bittet, den Besuch bei anderer Gelegenheit zu wiederholen."
„Ich bin berechtigt, das Haus zu betreten, auch wenn Njels Bohannon nicht anwesend ist", erklärte Myles Kantor. „So? Wer bist du?"
Myles nannte seinen Namen. „Ich bin in der Tat angewiesen, dich einzulassen", sagte der Servo. „Aber du mußt dich zuvor ausweisen."
Es gab auf der Erde des 12. Jahrhunderts NGZ keine Ausweispflicht. Wer jedoch Wert darauf legte, seine Identität jederzeit unter Beweis stellen zu können, der verschaffte sich eine kleine Plastikplakette, auf der in computerlesbarer Form alle zur Identifizierung erforderlichen Daten gespeichert waren. Diese Plakette produzierte Myles Kantor aus einer der Taschen seiner Montur. Er hielt sie in die Höhe. Er wußte nicht, wo sich die Sensormechanismen des Haussyntrons befanden. Aber offenbar stellte seine Demonstration die Maschine zufrieden. „Du bist identifiziert", sagte der Servo. „Wer sind deine Begleiter?"
„Kallia Nedrun und Derivoor Ken, Mitglieder des Projektteams UBI ES", antwortete Myles. „Sie unterstehen deiner Verantwortung?"
„Ja."
„Dann dürft ihr eintreten. Willkommen in diesem Haus!"
Myles Kantor horchte auf. Hatte sich da zuletzt ein spöttischer Unterton in die synthetische Stimme des Pförtnerservos geschlichen?
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